Was dir von 10.000 € als Freelancer wirklich bleibt


Es war 2021, als ich zum ersten Mal die magische Grenze geknackt habe. 10.000 € Umsatz in einem Monat. Um genau zu sein waren es 14.000€. Ich war stolz. Euphorisch. Und ehrlich gesagt auch ein bisschen überfordert. Denn als die ersten Steuerbescheide kamen, war schnell klar: Von den 14.000 € bleibt am Ende weniger übrig, als viele denken.
Wenn Du als IT-Freelancer auf dem Weg zu den 10K im Monat bist oder gerade an diesem Punkt stehst, lohnt es sich, einmal hinter die Kulissen zu schauen.
Freelancer und Steuern: Die nackten Zahlen
Nehmen wir an, Du arbeitest als Freelancer in Deutschland oder Österreich und verdienst 10.000 € brutto im Monat.
Das macht 120.000 € im Jahr. Klingt nach finanzieller Freiheit. Aber was bleibt wirklich?
1. Steuern für Freelancer: Sozialversicherung
In Österreich:
Rechne mit ca. 25 bis 27 Prozent Sozialversicherung.
Das ergibt etwa 30.000 bis 32.000 € im Jahr.
Hier sind Krankenversicherung, Pensionsversicherung, Unfall- und Selbstständigenvorsorge enthalten.
In Deutschland:
Du wählst zwischen freiwilliger gesetzlicher oder privater Krankenversicherung.
Je nach Tarif zahlst Du zwischen 600 und 1.000 € monatlich.
Das ergibt 7.200 bis 12.000 € im Jahr.
2. Wie zahlen Freelancer Steuern: Einkommensteuer
Beide Länder arbeiten mit einem progressiven Steuersystem.
Das heißt: Je mehr Du verdienst, desto höher wird der Steuersatz.
Nach Abzug von Betriebsausgaben (z. B. Software, Equipment, Homeoffice)
bleiben oft ca. 90.000 € steuerpflichtiger Gewinn.
Daraus ergibt sich:
Deutschland: ca. 25 bis 35 Prozent Einkommensteuer (je nach Steuerklasse & Abzügen)
Österreich: ähnliche Spanne, je nach Grundfreibetrag & Progression
Also nochmal rund 22.000 bis 30.000 € Steuerlast.
3. Welche Steuern als Freelancer sonst noch anfallen
Umsatzsteuer: Ist durchlaufender Posten, betrifft dich nicht direkt (außer bei Kleinunternehmerregelung).
Gewerbesteuer: In Deutschland nur bei gewerblicher Tätigkeit (nicht freiberuflich). In Österreich nicht relevant.
Vorauszahlungen: In beiden Ländern musst Du ab dem zweiten Jahr Vorauszahlungen leisten (ESt + SV).
4. Steueroptimierung als Freelancer: Was du absetzen kannst
Steuern was kann ich absetzen?
Homeoffice (pauschal oder anteilig)
Notebook, Software, Hosting
Fachliteratur und Weiterbildung
Fahrtkosten zu Kundenterminen
Arbeitszimmer (bei klarer Trennung)
Telefon, Internet, Versicherungen
Ein strukturierter Steuerberater kann hier schnell mehrere Tausend Euro rausholen.
5. Wie du mehr Netto aus deinem Umsatz holst
Die gute Nachricht: Du kannst optimieren. Ohne Tricks.
Wähle die richtige Rechtsform (Einzelunternehmen, OG, GmbH)
Plane Ausgaben bewusst – keine Schnellschüsse
Trenne klar zwischen privat und geschäftlich
Optimiere die Buchhaltung (digital, sauber, nachvollziehbar)
Lerne, wie steuerliche Abschreibungen funktionieren
Gerade in Österreich kann eine GmbH bei hohen Gewinnen sinnvoll sein.
Hier zahlst Du Körperschaftsteuer statt Einkommensteuer und kannst Dir ein fixes Gehalt auszahlen.
Aber Achtung: Steuern der GmbH sind nicht immer günstiger.
Es braucht eine gute steuerliche Beratung, ob sich das Modell lohnt.
Fazit: 10.000 € ist nicht gleich 10.000 €
Viele feiern den Umsatz.
Aber erst das Netto entscheidet über deinen Lifestyle.
Wenn Du deine Steuern im Griff hast, kannst Du aus 10.000 € brutto 7.000 € netto machen.
Wenn nicht, bleiben dir vielleicht nur 4.800 €.
Und genau deshalb ist es wichtig, das Spiel richtig zu lernen.
Nicht nur über Projekte sprechen. Sondern über Struktur, Systeme und Steuern.
Denn: Umsatz macht Eindruck.
Aber Netto zahlt dein Leben.

Admin